Neuer Berliner Integrationsbeauftragter wird der Stellvertreter der alten Leiterin. Neben Respekt für dessen Person gibt es an der Entscheidung auch Kritik.
Andreas Germershausen wird Berlins neuer Integrationsbeauftragter. Der studierte Ethnologe, Soziologe und Religionswissenschaftler war bislang Referatsleiter für Grundsatzangelegenheiten der Zuwanderungs- und Integrationspolitik in der Abteilung für Integration der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen – und Stellvertreter der früheren Integrationsbeauftragten Monika Lüke. Lüke hatte im Februar ihren Rücktritt mitgeteilt. Sie wechselte bereits Ende Mai zur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Germershausen habe sich im Auswahlverfahren mit 60 BewerberInnen „aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Berliner Integrationspolitik“ durchgesetzt, begründete Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) am Dienstag die Entscheidung. Gerade vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen seien die Herausforderungen groß: „Ich kann mir niemanden vorstellen, der dieser Aufgabe besser gewachsen wäre als er“, so Kolat.
Kritik an der Neubesetzung bezieht sich denn auch weniger auf Person und Qualifikationen des 63-jährigen als auf die Entscheidung, die Stelle intern zu besetzen. Germershausen sei „fachlich versiert, aber er ist eben ein Verwaltungsmann“, sagt Canan Bayram, migrations- und flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünenfraktion. Er sei „niemand, der die Rolle einer Integrationsbeauftragten auch politisch ausfüllen kann“. Berlin brauche aber gerade derzeit jemanden, der sich diesbezüglich nicht zurücknehmen müsse.
Fabio Reinhardt von den Piraten geht noch weiter: Mit der internen Besetzung habe Senatorin Kolat „die Stelle des Integrationsbeauftragten faktisch abgeschafft“. Auch Reinhardt lobt Germershausen als „Verwaltungsmitarbeiter, mit dem man gut zusammenarbeiten kann“. Dennoch würde die Bedeutung der Position durch diese Besetzung „weiter geschwächt“.
Kolat hatte 2011 die Integrationsbeauftragten in der Behördenhierarchie abgestuft und von der direkt ihr unterstehenden auf Abteilungsleiterebene gebracht.
Das war schon damals auf heftige Kritik von Opposition und MigrantInnenorganisationen gestoßen. Der Linke Hakan Tas, der ebenfalls die bisherige „gute Zusammenarbeit“ mit Germershausen lobt, fordert deshalb, dass die damalige Änderung zurückgenommen werden müsse.
Das will auch Ayse Demir vom Türkischen Bund Berlin (TBB). Germershausen sei „engagiert, kompetent, kommunikativ“, sagt sie: „Aber der Integrationsbeauftragte muss eine Stellung haben, die er auch für politische Kritik nutzen kann.“
„Wir hätten uns gewünscht, dass endlich eine Person of Colour oder ein schwarzer Mensch diesen Posten bekommt“, sagt Sanchita Basu vom Migrationsrat, einem Dachverband von 75 Migrantenorganisationen. Dennoch sei die Entscheidung für Germershausen nicht falsch, so Basu: „Wir kennen ihn als jemand, der offen ist für Kritik. Das gilt nicht für jeden.“